Pflegewohnhäuser der Stadt Wien
Entwicklung eines neuen Bewohnerstuhls | 107-10
DMAA Delugan Meissl Associated Architects
Auftraggeberin: Stadt Wien, Krankenanstaltenverbund (KAV), TU-PWH
Leistungsbeschreibung: Konzept, Teilnahme an Vergabekommissionen, beratende Begleitung der Entwicklung bis zur Nullserie
Leistungszeitraum: Mai 2010 – Oktober 2012
Ausführung: DMAA Delugan Meissl Associated Architects (Designstudie, Entwurf begleitende Entwicklung bis zur Serienreife), Andreu World (Nullserie, Produktion)
Weitere Beteiligte: VCE (Projektkoordination), Schramm Öhler Rechtsanwälte OG (Vergabeverfahren), Peter Schabauer (technische Beratung)
Anders als in den eigenen vier Wänden ist das Mobiliar in einem Pflegewohnhaus einer hohen konstruktiven und materiellen Beanspruchung ausgesetzt. Darüber hinaus müssen die Möbel meist praktisch, stapelbar, abwaschbar und leicht im Handling sein. Die Ästhetik bleibt dabei oftmals auf der Strecke. Besonders evident ist dieses Problem am Beispiel Stuhl.
Nachdem es am Markt kaum ein Produkt gibt, das den konstruktiven, funktionellen und hygienischen Anforderungen zur Gänze gerecht wird, entstand die Idee, die Entwicklung eines passenden Stuhls für die Pflegewohnhäuser der Stadt Wien selbst in die Hand zu nehmen. Das Wiener Büro Delugan Meissl Associated Architects (DMAA), das Wohn- und Kulturbauten in ganz Europa plant, entwarf einen Idealstuhl, der millimetergenau an die Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer angepasst ist: Sitzkomfort mit gepolsterter Sitzwanne, breite Armlehnen mit Griffunterstützung, höchster ergonomischer Standard mit drei Sitzhöhenvarianten, Handtaschen- und Urinbeutel-Haken, Reihenverbinder sowie Festigkeit nach EN 15373:07 und EN 1728:01. Damit ist er einer von zwei derzeit am Markt erhältlichen Stühlen, welcher diesen strengen Normen entspricht.
Auf Basis dieses Entwurfs wurde schließlich ein zweistufiges Verhandlungsverfahren ausgeschrieben, bei dem sich internationale Stuhlhersteller mit Know-how in der Entwicklung und Herstellung von Holzstühlen um die Entwicklung bis zur Serienreife sowie um die Produktion des Stuhles für fünf Pflegewohnhäuser der Stadt Wien bewerben konnten. Damit entsprach das Verfahren den Prämissen des Bundesvergabegesetzes. Ausschreibung und Abwicklung wurden in Zusammenarbeit mit der Wiener Rechtsanwaltskanzlei Schramm Öhler und VCE gemacht. Den Zuschlag erhielt der spanische Produzent Andreu World.
Der realisierte Stuhl für die Pflegewohnhäuser der Stadt Wien zeichnet sich durch eine einfache, stapelbare Form aus, die in der Kontur klassisch traditionell, im Detail jedoch zeitgenössisch elegant erscheint. Der Korpus besteht wahlweise aus Eiche, Ahorn oder Buche. Als Sitzbezug dient PVC-freies Polyurethan-Gewebe. Der Stuhl ist in unterschiedlichen Größen, wahlweise mit oder ohne gepolsterter Rückenlehne sowie mit oder ohne Armlehne erhältlich. Insgesamt werden ca. 4.800 Stück produziert.