text FRANZISKA ZOIDL
Sparen bis zur letzten Steckdose
Viele Normen und hohe Grundstückspreise machen Wohnen teuer. Ein Vorarlberger Bauträger hat ein Wohnkonzept für eine junge Zielgruppe erarbeitet, bei dem die Bewohner die Glühbirnen selbst auswechseln.
Wollen Sie einen Lichtschalter um jeweils 36 Euro rechts und links vom Bett – oder reicht einer in der Mitte? Und brauchen Sie als Bewohner des zweiten Stockwerks einen Lift, wenn sich dieser mit 40 Euro pro Monat auf die Betriebskosten niederschlägt?
Das wollte Wilfried Hefel, Geschäftsführer des Vorarlberger Bauträgers Hefel Wohnbau, von 500 Menschen im Alter zwischen 25 und 35 Jahren wissen. „Wir haben bis zur letzten Steckdose alles abgefragt und mit Kosten hinterlegt“, erzählt er von dem Projekt, das gemeinsam mit einem unabhängigen Expertenteam durchgeführt wurde.
Der Hintergrund: Für junge Menschen wird es angesichts steigender Immobilienpreise immer schwieriger, Eigentum zu begründen. Hefels Ziel bei der Gründung von Riva Home im Jahr 2012 war, bei den Planungs- und Errichtungskosten 30 Prozent einzusparen: „Wenn zwei Drittel der Zielgruppe bei der Befragung gesagt haben ‚so möchten wir’s‘, dann haben wir das so gemacht.“
Zwei Ausnahmen: Eigentlich haben sich die Befragten gegen die Planung durch einen Architekten und für eine billigere Bauweise mit damit einhergehenden höheren Betriebskosten ausgesprochen. Am Ende wurden aber vom Vorarlberger Architekten Carlo Baumschlager von Baumschlager Hutter Partners Niedrigenergiehäuser geplant. „Wir wollten eine gescheite Architektur und energetisch State of the Art sein“, so Hefel.
Drei fix und fertige Wohnhaustypen wurden entwickelt. So werden Planungskosten gespart. Zudem wird mit den Wohnungen erst nach deren Fertigstellung in den Verkauf gegangen. „Das bedeutet, dass das Bauträgervertragsgesetz nicht gilt, das Kunden vor dem Konkurs des Bauträgers in der Bauzeit schützt“, erklärt Hefel. So werden Kosten – etwa für Bankgarantien und Sachverständige – gespart. Die Planungsphase kann der Kunde so nicht beeinflussen, was das Bauen laut Hefel wiederum günstiger macht.
„Überhaupt werden die meisten Einsparungen durch Weglassen erreicht“, sagt Hefel. Den eingangs erwähnten Lift gibt es nicht. Dafür gibt es einen Liftschacht, der temporär als Stauraum für die Bewohner genutzt werden kann. Auch auf eine Unterkellerung oder eine Tiefgarage sowie auf große Terrassen oder eine Fußbodenheizung wurde verzichtet.
Außerdem wurde eine App entwickelt, die dabei helfen soll, die Betriebskosten zu senken. Stellt ein Bewohner fest, dass die Glühbirne im Stiegenhaus ausgebrannt ist, dann benachrichtigt er Bewohner und Hausverwaltung mittels App. Wenn sich binnen 24 Stunden kein Bewohner bereiterklärt, die Glühbirne auszuwechseln, dann schickt die Hausverwaltung einen Kostenvoranschlag. „So wird den Kunden klar, dass eine solche Maßnahme viel Geld kostet. Unsere Erfahrung ist: Die Leute wechseln dann alles selbst“, so Hefel.