Lisa Zentner Architektur, Hagenberg Studio, Gemeinde Raiding

 

Pressetext:

Der burgenländische Bauernhof in der Neugasse 39 in Raiding, Geburtsort von Franz Liszt, ist 90 Jahre alt, seine Mauern aus Ziegel, Kalkstein und Lehm. Links reihen sich Wohnung, Wirtschaftskammer, Weinkeller, Stall und Scheune.  Rechts, in der „Sommerkuchl“, verbrachte die Familie die heissen Monate. Im Innenhof stehen Brunnen, Trockentoilette und ein verfallener Schweinestall aus Holz. Während der russischen Besatzungszeit (1945–1955) versteckten sich darin Frauen. Der Apfelbaum im Garten nebenan ist verkrümmt. Wie sich Herr Maimer, der Nachbar, erinnert, hat ihn ein russischer T-34 Panzer am letzten Kriegstag angefahren.

Seit Jahren steht der Bauernhof leer. Wir haben ihn gereinigt und den Müll entfernt. Gegenstände, die vom kargen Leben im Haus erzählen, sind geblieben: Ein vergilbtes Foto der Urgrosseltern zum Beispiel, ein Waschbrett, ein Schlachtmesser, Zeitungen aus den 60er Jahren, eine Plastikmadonna mit Weihwasser, ein angekratztes Hausnummernschild (als die Neugasse noch Dollfuss-Strasse hiess). In der Rohstruktur des Bauernhofs zeigen wir Arbeiten von 37 Künstlern aus aller Welt. Dabei verweist der Titel „Versteckt“ auf die unkonventionelle Platzierung der Kunstwerke im Gehöft, auf die Thematik der Arbeiten als auch auf jene Rauminstallationen, die eigens für dieses Umfeld geschaffen wurden.

Oder wie der New Yorker Kunstkritiker Edward M. Gomez im Ausstellungskatalog schreibt: „Sowohl buchstäblich als auch bildlich lenken die ausgestellten Arbeiten die Aufmerksamkeit auf die Vorstellung des Versteckens, Verdeckens oder Verschleierns. Einige Objekte wollen, dass wir nachdenken, wie wir Schweigen einsetzen können, um Gedanken und Emotionen zu verbergen, oder Verkleidungen, um unsere Identitäten zu verstecken, oder bestimmte Orte, um unser physisches Selbst zu verbergen. Andere der Exponate wiederum erinnern unser Bewusstsein daran, dass etwas in der Umgebung versteckt wurde, darauf wartet, entdeckt zu werden – oder dass es damit zufrieden ist, versteckt zu bleiben.“

Raiding hat 840 Einwohner und liegt eine Autostunde südlich von Wien unweit vom ehemaligen Eisernen Vorhang an der ungarischen Grenze. (Wenn dort in den letzten Monaten tausende Flüchtlinge versucht haben, versteckt oder sichtbar den Westen zu erreichen, entsteht damit – gewollt und ungewollt, ebenfalls ein Ausstellungsbezug.)

 

Das Franz Liszt Konzerthaus neben dem Geburtshaus von Franz Liszt eröffnete 2006. Zwischen den Gehöften der Weinbauern entstanden zudem in den letzten drei Jahren im Rahmen des „Raiding Projects“ die ersten experimentellen Bauten japanischer Stararchitekten: Das Storchenhaus von Terunobu Fujimori (ausgezeichnet mit dem Innovationspreis Tourismus Österreich) und der skulpturale Unterstand „Drei Wanderer“ von Hiroshi Hara. Dieser befindet sich gleich neben dem NG39 Art Space. Das sogenannte Hara Haus soll demnächst errichtet werden. Die erste von mehreren geplanten Freilandskulpturen wurde letztes Jahr aufgestellt und heisst „Birdman“. Gestaltet hat sie der Schweizer Künstler Karl A. Meyer.

 

 

Die Künstler:

 

Ai Wei Wei, China

Nobuyoshi Araki, Japan

Donald Baechler, USA

Ulrich Beckefeld, Germany

Stephanie Brody-Lederman

Konstantin Bessmertny, Russia

S. Teddy Darmawan, Indonesia

Nora Diehl, Austria

Michele Doner, USA

Terunobu Fujimori, Japan

Uli Gassmann, Germany

Gilbert & George, UK

Roland Hagenberg, Austria

Hiroshi Hara, Japan

Sumet Jumsai, Thailand

Joseph Koo, Austria

Philipp Kreidl, Austria

Kengo Kuma, Japan

Eduard Kutrowatz, Austria

Michael Landauer, Austria

Nikolai Makarov, Russia

Sheila Metzner, USA

Karl Meyer, Switzerland

Marti Moreno, Spain

Mari Nishida, Japan

Erwin Rittenschober, Austria

Alexander Rutsch, Austria

Sin Sin Man, Hong Kong

Tomas Soucek, Czech Republic

Angelica Steudel, Germany

Eva Teppe, Germany

Yoshiki Toda, Japan

Hiromi Utsui, Japan

Bob Yuditha Agung, Indonesia

Lisa Zentner/ Wolfgang Kathan, Austria

Bernd Zimmer, Germany