text PETER TRUSCHNER
Woran scheitern Frauen im Kunstbetrieb? An Herrenklubs? Nicht nur, es gibt noch andere, komplexere Hindernisse für Frauen, die nicht zur Sprache kommen. Sie sind weniger offensichtlich und partiell sogar mit Tabus behaftet.
Im Vorfeld der Verleihung des Deutschen Filmpreises (bei dem sie mit Toni Erdmann sechs Preise einheimste) hat sich die Regisseurin Maren Ade – nicht als Erste – für eine Einführung von Quoten im deutschen Film starkgemacht. Immer noch werden viel zu wenige Filme von Frauen gemacht, meint sie, eine Quote von 50 Prozent wäre wünschenswert, 30 Prozent wären schon ein Erfolg.
Dabei gibt es gar nicht so wenige Frauen im Filmgeschäft, und noch mehr drängen von den Hochschulen aus hinein, nicht anders als in anderen Kunstsparten. Mara Delius hat demzufolge in der Welt festgestellt: „In der deutschen Bücherwelt wimmelt es nur so von Frauen.“ Aber: „Die Mehrzahl der Entscheider sind Männer: Herausgeber, Verleger.“ Im Film ist das noch einmal ein größeres Problem, weil selbst bei überschaubaren Filmproduktionen ungleich höhere Summen im Spiel sind als im Buchhandel.
Wenn es gelänge, den Herrenklub zu sprengen, der (nicht nur) im Film über die Vergabe der großen Summen und Mittel entscheidet, würde es unbestreitbar mehr Filme von Frauen geben. Wer häufig mit Frauen in künstlerischen Berufen zu tun hat, wunderte sich auch nicht über die Erfahrungsberichte, die im Zuge von Anne Wizoreks „Aufschrei“ öffentlich wurden – die Art und Weise, wie vor allem Berufseinsteigerinnen in der Branche nicht ernst genommen und deren Sichtweisen bagatellisiert werden. Die Kostümbildassistentin, die vom Regisseur „Baby“ genannt wird? Die Cutterin, die bei der Besprechung vom Produzenten zum Kaffeeholen geschickt wird? Business as usual.
Dennoch gibt es in der Kunst noch andere, komplexere Hindernisse für Frauen, die weniger offensichtlich, partiell sogar mit gewissen Tabus behaftet sind, weshalb sie im konformistischen Strom der Medien untergehen oder erst gar nicht zur Sprache kommen. Sie gehen außerdem über das hinaus, was Delius (nicht als Einzige) als den Alleinschuldigen ausgemacht hat: „das Männersystem“. (...)