text HELMUT KÖNIG

 

Warum haben Menschen, die sich benachteiligt fühlen, Donald Trump gewählt? Arlie Russell Hochschild sucht nach Erklärungen

 

Die Wahl von Donald Trump zum Präsidenten der USA lässt auch noch ein Jahr später den politischen Puls überall in der Welt schneller schlagen. Trotz ausbleibenden Erfolgen ist die Zustimmung zu Person und Amtsführung im eigenen Land nach wie vor sehr hoch. Verwundert stellt man auf der liberalen Seite des politischen Spektrums fest, dass die Anhänger Trumps offenbar unbegrenzt leidensfähig, unbelehrbar und enttäuschungsresistent sind.

 

Die 2016 in Amerika publizierte und jetzt auf Deutsch vorliegende Studie der Soziologin Arlie Russell Hochschild bietet eine wunderbare Möglichkeit, sich auf profunde Weise darüber zu informieren, was in den Köpfen und Seelen der amerikanischen Rechten eigentlich vorgeht.

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Da wird klar, dass nicht das Wissen die Sichtweisen und Standpunkte der Leute bestimmen, sondern dass es umgekehrt eine emotional tief verankerte Haltung zur Welt ist, die den Ausschlag dafür gibt, wie sie die Geschehnisse wahrnehmen und welche Konsequenzen sie aus ihnen ziehen.

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Natürlich fragt sich der liberale Beobachter: Warum um alles in der Welt begehren sie nicht andersherum auf? Warum stellen sie keine Forderungen an den Staat? Warum machen sie nicht gemeinsame Sache mit denen, die hinter und vor ihnen in der Schlange stehen, um endlich öffentliche Förderprogramme für gute Schulen und staatliche Umweltauflagen für die allmächtige Ölindustrie durchzusetzen? Die Antwort ergibt sich aus der Tiefengeschichte: Das würde auf fundamentale Weise ihrem Selbstbild widersprechen. Sie wollen nämlich auf gar keinen Fall als hilfsbedürftige Opfer erscheinen. Das widerspräche zutiefst ihrem Stolz, der ihnen über alles geht.

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