Der Ende der 90er Jahre fertig gestellte Hauptbahnhof von Kyoto ist mit seinen Dimensionen und Funktionen ein Bauwerk der Superlative. Angefeindet ob seiner Größe - mit einer Fläche von 237.500 Quadratmetern, einer Länge von circa 470 Meter und bis zu fünfzehn Etagen hoch - erscheint er mir doch vor Ort sehr stimmig. Hiroshi Hara hat dieser gigantischen Bauaufgabe eine einzigartige Form gegeben: ein Spiel mit ins technoide überführten Zitaten aus der Natur (Teich, Wasserfall, Lotusfrüchte, Bambuswald und so fort) fügt sich zu einem luftdurchspülten, lichten Gebilde von großer Leichtigkeit, in dem man sich selbstverständlich bewegt, geleitet durch die Elemente der Architektur und des Lichts. Er hat eine außergewöhnliche und anspruchsvolle Aufgabe in eine überraschend selbstverständliche Form gekleidet. Befremdlich auf Fotos bleibt von diesem Gefühl vor Ort nichts übrig: es ist einfach gelungen. Erhaben ohne monumental zu sein, ein Ort wirklich geschaffen für die Bewegung von sehr vielen Menschen. Exzellent in der Detailausbildung, keine sichtbaren Alterungsspuren. Selten bin ich durch eigene Anschauung so sehr vom Gegenteil überzeugt worden wie hier. Ich habe große Achtung vor dieser Leistung.