text MARTIN PUSCHÖGL
Im Forschungspark eines Baustoffherstellers werden seit knapp zwei Jahren verschiedene Bauweisen miteinander verglichen. Dabei wird klar: Nicht nur auf die wesentlichen Dinge, auch auf Nebensächlichkeiten kommt es an.
Ein Häuschen gleicht dem anderen: Die Firma Baumit hat 2015 mit den Messungen in den neun Forschungsobjekten begonnen, kürzlich wurde eine erste Bilanz gezogen.
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Geruch Was die beteiligten Forscher – neben der FH Burgenland noch das IBO (Österreichisches Institut für Baubiologie und Bauökologie) und die Med-Uni Wien –, aber auch Lorenz echt erstaunt hat: Trotz des bereits erwähnten dreimal täglichen Luftaustauschs über einen langen Zeitraum bleibt ein anfänglicher bauweisentypischer Geruch oft sehr lange im Haus. Die Gipskartonhäuser beurteilten Besucher noch nach 17 Monaten als olfaktorisch „auffällig“, und auch im Holzmassivhaus riecht es nach wie vor stark nach Holz. In den Beton- und Ziegelhäusern wurde der Geruch schon nach wenigen Monaten als „unauffällig“ bewertet.
_ Schadstoffe Die Belastung mit flüchtigen organischen Verbindungen (engl. Abkürzung VOC, Volatile Organic Compounds) erwies sich in allen Häusern mit Ausnahme des Holzmassivbaus nach zwei Jahren als unbedenklich. Allerdings war die Anfangsbelastung auch bei den beiden 25er-Ziegel-Häusern recht hoch. Als Grund dafür wurde später nicht die Wandkonstruktion, sondern ein bestimmter Abdichtungskleber ausgemacht.
Beim Holzhaus war die Belastung auch nach 17 Monaten noch sehr hoch. Grund dafür sind laut Lorenz die holzeigenen Terpene, die aber auch für den typischen, oft auch gewünschten Holzgeruch sorgen.
Der Umweltanalytiker Bernhard Damberger vom IBO, der im Auftrag von Baumit die Luftschadstoffmessungen durchgeführt hat, erklärt dazu im Gespräch mit dem Standard : Ja, die Werte seien stark erhöht gewesen; zurückzuführen sei das aber einerseits auf die hier verwendete Holzart (Kiefer), andererseits auf den geringen Rauminhalt der Häuser aufgrund der knapp bemessenen Kubaturen. „Dadurch wirkten sich die Harzausdünstungen natürlich umso stärker auf die Raumluft aus“, sagt Damberger. „Und mit Fichte oder Tanne hätte es ganz andere Ergebnisse gegeben.“ Generell sei die VOC-Belastung in Holzhäusern in den allermeisten Fällen unbedenklich.
Kleber als Schadstoffquelle
Auch Damberger weist auf die Probleme mit dem Abdichtungskleber hin. Dadurch seien die Ergebnisse mancher Häuser leicht verfälscht worden. Für den Experten resultiert daraus wiederum eine sehr wichtige Erkenntnis: „Wer besonders umweltbewusst bauen will, sollte neben den großen Entscheidungen unbedingt auch sehr auf die eher nebensächlichen Dinge achten.“ Ein Kleber, über den man sich nicht so viele Gedanken macht, und der unter Umständen auch ohne Wissen eines Bauherren von Handwerkern sorglos verwendet wird, kann sich auf die Luftqualität verheerend auswirken und damit fast noch entscheidender sein als die gewählte Bauweise.
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Das Projekt Viva-Forschungspark war von Baumit für zunächst drei Jahre angelegt und kostete den Konzern bisher rund drei Millionen Euro. Im Frühjahr werden direkt angrenzend an die bisherigen Forschungshäuser aber auch noch zwei „Gründerzeithäuser“, gebaut mit Backsteinziegeln wie vor hundert Jahren (siehe Foto), in Betrieb genommen. Eines davon wird lediglich verputzt, das zweite bekommt eine Dämmung samt Außenputz. „Hier werden wir der Frage auf den Grund gehen, ob eine nachträgliche Wärmedämmung beim Gründerzeithaus sinnvoll ist und wie sie sich auf die Substanz auswirkt“, so Schmid.
Auch in den neun schon bisher verwendeten Forschungshäusern werden noch weitere Tests stattfinden. Lorenz berichtet von geplanten Luftionenmessungen. Mit welcher Bauweise kann Feinstaub am besten aus der Luft gefiltert werden? Mit dieser Thematik will man sich demnächst in Wopfing eingehend beschäftigen.
Fotos: Putschögl, Baumit Bild oben: Zwei „Gründerzeithäuser“, gebaut mit Wänden wie vor 100 Jahren, werden in dem Forschungspark demnächst in Betrieb genommen. Auf dem unteren Bild ist die versetzte Bauweise der Häuser zu sehen, damit sie sich nicht gegenseitig beschatten.