Ausstellung im AzW Architekturzentrum Wien
bis 30.Juni 2014
„Wir zeigen Beispiele aus der Gegenwart, in denen sich die Architekten um die 99 Prozent kümmern, die keinen Zugang zum Markt haben“ sagt Kurator Andres Lepik. Projekte, an denen Architekten aus Idealismus arbeiten, oft selbst mit Hand anlegen; Bauten, die mit den Menschen vor Ort entstehen.
„Es war unser Anspruch, alles zu zeigen, was in den letzten zehn Jahren auf diesem Gebiet entstanden ist“, sagt Sonja Pisarik, Projektleiterin am AzW.
„Wir haben bei dieser Recherche ungeahnte Dimensionen entdeckt“, ergänzt AzW-Direktor Dietmar Steiner begeistert. Der größte Anteil österreichischer Projekte stammt vom Verein s2arch, der 2004 vom Grünen-Politiker Christoph Chorherr gegründet wurde und inzwischen 42 Projekte in Südafrika realisiert hat.
Dass die Bauten oft von Studenten vor Ort errichtet werden, ist ein Indiz dafür, dass einheimische Hochschulen wie der Kunstuniversität Linz mit dem BASEstudio
habitat, die TU Wien mit dem Design Build Studio oder die Wiener Angewandte inzwischen eine Vorreiterrolle beim Bauen in der südlichen Hemisphäre haben.
Noble Hilfestellungen aus der Ersten Welt für die, die es alleine nicht schaffen: Da wird trotz hohem Idealismus immer wieder der Vorwurf des Neokolonialismus laut. Dietmar Steiner widerspricht entschieden: „Diese Bauten sind nicht Teil einer Entwicklungshilfeindustrie. Es geht um Selbstbestimmung.“
Wenn alle mit Hand anlegten, lernten schließlich beide Seiten gleichermaßen, betont Kurator Andres Lepik. Die Studenten könnten dabei ein anderes Berufsbild
lernen. „Wenn man beim Bauen Teil eines Prozesses ist, hört das Einzelkämpfertum automatisch auf. Dieses Gemeinsame kann man bei uns nicht trainieren. Das lernt man nur dort.“
© Maik Novotny, Der Standard 14.3.2014